3. Stufe: Asana

Die beschriebenen zwei ersten Stufen des Astanga-Yoga verlangen vom Yoga-Aspirant, eine äussere Disziplin yama (Verhaltensregeln) und eine innere Disziplin niyama (Umgang mit sich und seinem Lernen). In der dritten Stufe (āsana) formuliert Rishi Patañjali (sūtra 2.46):

sthira sukham āsanam

Die Sitzhaltung soll angenehm und stabil sein. Mit einer guten Sitzhaltung erreicht der Yogi die Unempfindlichkeit gegenüber den Gegensatzpaaren (sūtra 2.48). Wenn er diese Stufe meistert, dann wird der Yogi nicht mehr durch äussere Umstände (wie Hitze oder Kälte, Licht oder Dunkelheit, Stille oder Lärm) bei seinen weiteren Übungen abgelenkt. Eine Vielzahl von āsanas (Körperübungen) unter welchen Yoga in westlichen Ländern vor allem bekannt ist unter dem Namen Hatha-Yoga (haṭha-yoga), wurde erst viel später entwickelt.

Die Yogatradition von Yogi Paramapadma Dhiranandaji besitzt bei den Körperübungen folgende besonderen Merkmale:

Spirituelle Ausrichtung

Der klassische Yoga oder Astanga-Yoga, wie ihn Paramapadma Dhiranandaji in seiner Yogalehrerausbildung weitergibt, ist zuallererst spirituell orientiert. Ob nun Körperübungen ausgeführt oder Atemübungen praktiziert werden oder ob im Kurs Meditationsübungen gemacht werden, das zentrale Element ist, dass die Yogaübungen „mit Yoga“ gemacht werden; das heisst, dass der Übende sich der Einheit mit der göttlichen Seele (mit Atma) bewusst ist und in diesem Bewusstsein die Übungen ausführt.

Konzentration und Atmung

Während den Übungen konzentriert sich der Übende auf bestimmte Körperregionen und nimmt die Übungen mit normaler Atmung ein. Dadurch lenkt der Übende seine Aufmerksamkeit nach innen, hört auf seine innere Führung, die ihn durch die Übung leitet. Er erhöht dadurch die Intensität der Übung.

Entspannung und Wirkung spüren

Bei einigen Übungen entspannt sich der Praktizierende nach jeder Runde, sicher aber nach der letzten Runde in Savasana. Durch diese Entspannung, während der sich der Übende auf die Wirkung der Übung konzentriert, entfaltet sich erst die ganze Wirkung. In der Stellung wird die Blutzirkulation ein wenig eingeschränkt, so dass sie in der nachfolgenden Entspannung umso stärker wird. Auf diese Weise werden die Organe, Muskeln, alle Zellen gestärkt und regeneriert. Diese Wirkung kann sich nicht voll entfalten, wenn – wie in anderen Yogarichtungen – die Entspannung zu kurz oder nur zum Abschluss gemacht wird.

Üben mehrerer Runden

In unserer Yogatradition praktizieren wir von den meisten Übungen mehrere Runden. Dadurch kann der Körper langsam in eine Position geführt werden, es kommt seltener zu Verletzungen wie Zerrungen.

Einschränkungen

In vielen Fällen können Yogaübungen helfen, körperliche Beschwerden zu lindern oder zu heilen. Aber genau so sind nicht alle Yogaübungen für alle Menschen in allen Situationen geeignet. Zum Beispiel soll die Hypophyse von Kindern nicht zu früh angeregt werden, weshalb Umkehrübungen vermieden werden sollten. Diese Einschränkung wird nicht in allen Yogaschulen gemacht! In der Yogatradition von Yogi Paramapadma Dhiranandaji sind wir uns bewusst, dass Yogaübungen bewusst gemacht werden sollen, damit sie ihre positiven Wirkungen entfalten können. Und auch die Einschränkungen für das Üben der Yogastellungen gehören mit zu einem bewussten Praktizieren.