In sūtra 2.32 schreibt Rishi Patañjali:

śauca saṁtoṣa tapaḥ svādhyāya īśvarapraṇidhānāni niyamāḥ

Während yama die Kontrolle über die äusseren Verhaltensweisen verlangt, richtet sich das Augenmerk bei niyama auf das innere Leben des Yogis: śauca (Reinheit), saṁtoṣa (Zufriedenheit), tapaḥ (Selbstdisziplin), svādhyāya (Selbststudium) und īśvara-praṇidhānāni (Glaube, Liebe und Hingabe an Gott) sind die Tugenden, die sich der Yogi aneignen soll.

Swami Vivekananda sagt: „Ein schmutziger Mensch wird nie zum yogin werden“ – śaucakörperliche und geistige Reinheit, ist eine Grundvoraussetzung für den Erfolg der Yoga-Praxis.

Saṁtoṣa oder Zufriedenheit bedeutet für den Yogi den Verzicht auf weltliche Wünsche. Nur dadurch kann er einen ausgeglichenen und zufriedenen Gemütszustand erreichen, in Erfolg und Misserfolg, in Freud oder Leid.

Die bhagavad gītā (śloka 17.14 bis 17.17) verlangt tapas oder Selbstdisziplin auf drei Ebenen: körperlich entspricht tapas ungefähr den yamas in Patañjalis sūtra 2.30; tapas verlangt bezüglich der Rede, dass sie wahrhaft und freundlich sein soll und dass die heiligen Schriften rezitiert werden sollen; die geistige Selbstdisziplin umfasst die Selbstbeherrschung, die geistige Ruhe und die Reinheit des Wesens. Ohne Selbstdisziplin sind auch die anderen Elemente von yama und niyama nicht möglich.

Selbststudium (svādhyāyaumfasst das Studium der Physiologie, der Psychologie und der Philosophie. Aber auch das Studium der eigenen Seele in der Meditation gehört zu svādhyāya.

Jesus hat am Besten gezeigt, was īśvarapraṇidhānāni heisst, als er sagte: „Vater, dein Wille geschehe“. Glaube, Liebe und Hingabe zu Gott sind der Schlüssel zum Erfolg im Yoga. Wenn der Yogi zweifelt oder seinen eigenen Willen dem höheren Willen Gottes nicht unterordnen kann, bleibt er in seinem menschlichen Dasein gefangen. Erst wenn er sich hingibt und den göttlichen Willen annehmen kann, erreicht er Frieden und Vollkommenheit in der Meditation.